Säuglings- Kleinkind- Elternpsychotherapie

Säuglings-Kleinkind-Elternpsychotherapie

 

Die Geburt eines Babys bzw. die Annahme eines Säuglings oder Kleinkindes durch Adoption oder Pflegeelternschaft in eine Familie ist mit großen Gefühlen der Freude, Neugierde und Spannung für die Eltern verbunden und stellt auch für sie eine Entwicklungsphase dar. Daneben bestehen aber auch Ängste und Unsicherheiten, ob man diese verantwortungsvolle Aufgabe auch gut genug meistert, „gute Mutter“ oder „gute Eltern“ ist und die Bedürfnisse des Kindes richtig erkennt. Die Bindung, die sich bereits während der Schwangerschaft zwischen Mutter und Kind bzw. Eltern entwickelt, sichert das Überleben des Säuglings. Neben dem Stillen der Grundbedürfnisse wie Nahrung, Schutz und körperliche Zuwendung kommt dem emotionalen Austausch zwischen Mutter/Bezugspersonen und dem Säugling/Kleinkind eine besonders wichtige Bedeutung zu. Dieser Austausch trägt in bedeutsamer Weise zur emotionalen, sozialen und kognitiven Entwicklung des Kindes bei.

 

Zur Entwicklung einer sicheren Bindung ist es wichtig, dass die Mutter/Bezugsperson die Signale des Kindes wahrnimmt, sie richtig interpretiert und sie angemessen und prompt befriedigt. Dieses regulierende bemutternde Verhalten, das mehr oder weniger auf die Bedürfnisse, den Rhythmus und die Eigenart des Säuglings/Kleinkind abgestimmt ist, wird als mütterliche Feinfühligkeit bezeichnet. Unter den Voraussetzungen einer sicheren Bindung, d.h. wenn sich das Kind durch die Nähe der Mutter/Bezugsperson geschützt fühlt und ihre Zuverlässigkeit spürt, kann es mit Lernfreude und Neugierde die Welt, sich selbst und seine Beziehung zur Welt entdecken.

 

Das Kind entwickelt Vertrauen in sich selbst, in Beziehungen und in die Welt, prosoziales Verhalten, Empathiefähigkeit, Neugierde am Lernen, Verbesserung der kognitiven Fähigkeiten und das Gefühl von Selbstwirksamkeit.

 

Jedes Mutter/Vater-Baby/Kleinkind-Paar hat seine eigene einzigartige unbewusste Form des Zusammenpassens, die es zu entdecken und zu verstehen gilt. Diese sensiblen Abstimmungsprozesse können die Beziehungsgestaltung belasten und beeinträchtigen

wie z.B. durch

  • Erfahrungen während der Schwangerschaft
  • eine Frühgeburt
  • eine komplizierte Geburt
  • eine Erkrankung des Kindes oder der Bindungspersonen
  • eine pränatale oder postpartale Depression der Mutter
  • unzureichende elterliche Erfahrung
  • eine aktuelle dramatische Lebenssituation
  • auftauchende eigene Kindheitserinnerungen und traumatische Erfahrungen der Bindungspersonen
  • Paarprobleme
  • Psychosoziale Situation (Existenzängste, mangelnde soziale Unterstützung)

Reife Neugeborene verfügen über eine biologisch vorgegebene Fähigkeit zur Selbstregulation in den Bereichen Schlaf-, Nahrungsaufnahme und Affektivität. Diese angeborenen Fähigkeiten brauchen aber zur Stabilisierung und Differenzierung eine unterstützende Co-Regulation durch die Eltern bzw. andere Betreuungspersonen.

 

Manchmal fällt es schwer, oder es klappt gar nicht, dass sich das aufgewühlte emotionale Beziehungs- bzw. Bindungssystem zwischen Mutter/Bezugspersonen und Kind und das Baby/Kleinkind beruhigen lässt. Dann entwickelt sich für alle Beteiligten Dauerstress. In den Beteiligten entsteht das Gefühl, dass sie nicht richtig zusammenkommen, dass manches nicht so richtig passt. Die Beziehung wird anstrengend, die Mutter/die Betreuungsperson wird rat- und hilflos, macht sich Vorwürfe und oftmals treten Schuldgefühle und Frustration in der Mutter/den Bezugspersonen auf. Chronische Versagensgefühle der Mutter/der Bezugspersonen setzen den immer wieder kehrenden Kreislauf der Missverständnisse und des Beziehungsstresses fort. Diese Situation lässt in den Kindern auf Grund ihrer Abhängigkeit jedoch massive kaum zu bewältigende Ängste entstehen, die zur Reaktionsbildung führen.

Eine gute frühe Entwicklung ist ein ein schutzspendender Faktor für die Bewältigung späterer lebensgeschichtlicher Belastungen.

Therapieziel ist

  • die Verbesserung und Beseitigung der Störung durch die Unterstützung der emotionalen Regulation des Kindes
  • die Verbesserung der Beziehungsqualität durch die Entwicklung einer positiven Bindungsbeziehung zwischen Mutter/Eltern und Baby/Kleinkind
  • die Stärkung der Elternkompetenz durch die Förderung der Einfühlung in die innere Erlebniswelt des Babys/Kleinkindes
  • die Förderung der kindlichen Entwicklung
  • die Unterbrechung der Weitergabe traumatischer Beziehungserfahrungen
  • das Bewusstwerden eigener Konflikte und Übertragungsphänomene an das Kind

Mein Behandlungskonzept orientiert sich an psychoanalytischen Forschungs- und Behandlungskonzepten, an der Säuglingsforschung und an der Bindungstheorie.

Die Behandlung ist psychoanalytisch problemfokussiert und ermöglicht bereits nach wenigen Therapiesitzungen eine deutliche Verbesserung oder Auflösung der Problematik. Diese Form der Kurzintervention bedeutet ein gemeinsames Arbeiten mit dem Baby/Kleinkind und den Eltern/Bezugspersonen, um herauszufinden und zu verstehen, was die gemeinsam entwickelte Störung bewirkt hat. Im Zentrum der Behandlung steht die Qualität der Beziehungsgestaltung.

Mögliche Gründe, weshalb eine Säuglings-Kleinkind-Eltern-Psychotherapie sinnvoll bzw. hilfreich sein kann:

  • Regulationsstörungen beim Kind wie exzessives Schreien, wenig Schlaf, Ruhelosigkeit (muskuläre Anspannung, erhöhtes Bewegungsbedürfnis), problematische Still- und Fütterungssituation (Fütterstörung, Gedeihstörung)
  • ablehnendes, zurückgezogenes oder aggressives Verhalten der Mutter/den Bezugspersonen gegenüber
  • Angstreaktionen (Klammern)
  • Störungen in der Kommunikation und der Bezogenheit (trotzen, toben)
  • Psychosomatische Störungen (Hauterkrankungen, erhöhte Infektanfälligkeit, Asthma bronchiale, Verstopfung, Bauchschmerzen)