Kinder/Jugendlichen- Psychotherapie

Kinder- und Jugendlichenpsychotherapie

„Die Kinderpsychotherapie ist die bewusste und geplante Behandlung von psychosozial und psychosomatisch bedingten Verhaltensstörungen und Leidenszuständen des Kindes mit wissenschaftlich-psychotherapeutischen Methoden.“ (Lehrbuch der Kinderpsychotherapie, 1997)

Adler rief die ersten Erziehungsberatungsstellen ins Leben. 1959 war unter individualpsychologischer Leitung die Child Guidance Clinic (Institut für Erziehungshilfe) in Wien entstanden, die Erziehungs-/Elternberatung mit Kinder-/Jugendlichenpsychotherapie miteinander vereinigt. Das 2002 gegründete individualpsychologische Ambulatorium Die Boje bietet Kindern und Jugendlichen Hilfe in akuten Krisen und Behandlung von Traumafolgestörungen (PTBS).

Allgemeines zur Kinder- und Jugendlichenpsychotherapie

Kinder-/Jugendlichenpsychotherapie muss immer den kindlichen Entwicklungsprozess (körperlich, emotional, sozial und kognitiv) mitbedenken. Die frühesten Beziehungserfahrungen und emotionale Bindungen in den ersten Jahren der Kindheit prägen den Charakter und die Persönlichkeit. Symptome und Verhaltensauffälligkeiten sind meistens als unbewusste missglückte Lösungsversuche des Kindes und der Jugendlichen zur Regulation ihres Selbstwertes zu verstehen. Sie versuchen, sich den permanenten Anforderungen ihrer psychisch-körperlichen Entwicklung, ihrer Umwelt und ihren Lebensereignissen anzupassen und diese zu meistern.

Kommen zu den entwicklungsbedingten Belastungen noch weitere hinzu wie

  • Familiäre Konflikte
  • Scheidung, Trennung, Tod einer nahen Bezugsperson oder eines Geschwisters
  • Patchworksituation
  • Psychische oder körperliche Erkrankung einer nahen Bezugsperson oder eines Geschwisters
  • Mobbing
  • Gewalterfahrung

zeigen die Kinder/Jugendlichen Verhaltensauffälligkeiten.

Eltern und Umfeld müssen auf Grund der Abhängigkeit des Kindes/Jugendlichen in den therapeutischen Prozess miteingebunden werden, damit ein vertrauensvoller, sicherer und konstanter therapeutischer Raum entwickelt werden kann. Diesen Raum kann dann das Kind/der Jugendliche für seine Entfaltung, Darstellung des Problems und Verarbeitung seiner seelischen Not nutzen. So können Lösungsversuche für die innerseelischen Konflikte gefunden werden.

Spezielles zur Kinder- und Jugendlichenpsychotherapie

Häufig besteht bei den Eltern und dem pädagogischen Umfeld großer Leidensdruck auf Grund der Symptome des Kindes. Eltern fühlen sich hilflos und überfordert, schuldig und minderwertig in ihren Erziehungsfähigkeiten. Das Kind/der Jugendliche ist darauf angewiesen, ob jemand seine Symptome als Ausdruck seiner seelischen Not versteht.

 

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Oftmals kommen die Kinder nicht freiwillig in die Therapie, weil sie keine Einsicht, oftmals keinen Leidensdruck und keinen Wunsch nach Heilung haben. Das bedeutet, dass der Beginn, die Aufrechterhaltung und die Beendung der Therapie nicht in der Eigenverantwortung des Kindes liegen. All das obliegt der Entscheidung durch die Eltern bzw. durch andere obsorgeberechtigte Bezugspersonen.

 

Das Ziel der Elternarbeit besteht in der Ermutigung und Stärkung des Gefühls, dass sie die Erziehungsaufgaben „gut genug“ gemeistert haben, dass sie das Kind „gut genug“ mit ihrem Bemühen als Eltern begleitet haben. Voraussetzung dafür ist, dass sie sich selbst und die eigenen Handlungen und Vorstellungen hinterfragen und korrigieren möchten.

Was passiert in der Kinder- und Jugendlichenpsychotherapie?

In der Therapie versuchen wir auf dem Hintergrund der Art und Weise, wie die therapeutische Beziehung gestaltet wird, die Symptomatik aufgrund biografischer Ereignisse und Erfahrungen und den frühen und aktuellen intrafamiliären Beziehungsgeflecht zu verstehen.

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In der Behandlung der Kinder spielt die sprachliche Mitteilung eine wesentlich geringere Rolle als beim Erwachsenen. Sie drücken ihr Erleben im Spiel aus. Dadurch haben sie die Möglichkeit, ihre Probleme und Konflikte „verschlüsselt“ darzustellen. Dabei ist es bei Kindern wichtig, „die Sprache“, die es wählt, zu verstehen und ihm mit der gleichen Sprache zu begegnen. Nonverbale Ausdrucksformen sind spielen, zeichnen, malen, basteln, gestalten, Rollenspiele usw.. Eine verbale Möglichkeit der Verständigung kann über Märchen und Geschichten hergestellt werden. Dadurch können Denk- und Erlebnisweisen verstanden und bearbeitet werden.

 

Bei den Jugendlichen verläuft die Psychotherapie anders. Jugendliche sind verletzlich, oft scheu, misstrauisch, leicht kränkbar und verunsicherbar. Sie besitzen reiche Fantasietätigkeit, fühlen sich rasch minderwertig und leiden unter Versagensängsten. Für sie sind die Gewissheit der Verschwiegenheit und der Transparenz ganz wichtige Bedingungen, um sich auf die Therapie einlassen und sie nutzen zu können.

 

Während dieser instabilen chaotischen Zeit der Pubertät, die meistens mit Stimmungsschwankungen einhergeht und in der „alte unerledigte Entwicklungsaufgaben“ (Trennung, Kontrolle, Leistung, Frustration …) wieder brisant werden, haben sie 3 große Aufgaben zu bewältigen:

 

  • Suche nach Identität – „Wer bin ich?“
  • Suche nach Identifikation – „Wer ist mein Vorbild und in welche Richtung hin möchte ich mich orientieren?“
  • Suche nach Intimität – „Mit wem möchte ich intime Zweisamkeit leben, in welcher Form und mit welcher sexuellen Orientierung?“

Wegen des Übergangs von der Kindheit in das Erwachsenenalter sind sie oft unsicher, wie sie in der Psychotherapie darstellen sollen, was in ihnen vorgeht, Schwierigkeiten und Belastung bereitet. Die Entscheidung liegt bei den Jugendlichen, welche Ausdrucksform sie wählen. Meistens stellt das Gespräch den individuellen Weg der Darstellung der Gefühle dar, aber auch Musik, Liedtexte, Gedichte, künstlerische Gestaltung nutzen sie. Sie diskutieren über ihre Ideen, Gedanken und ihre Lebenswelt, über gesellschaftliche Trends, mediale Einflüsse und sind von Jugendkulturen (Werte, Normen, Menschenbilder) fasziniert.

 

In der Regel spielt die Elternarbeit in der Behandlung eine untergeordnete Rolle, die Notwendigkeit ist jedoch immer von der jeweiligen Symptomatik abhängig. Die Elterngespräche finden immer in Anwesenheit des Jugendlichen statt.

 

Jugendliche ab 14 Jahren können auch ohne Zustimmung der Eltern oder der Obsorgeberechtigten eine Psychotherapie machen. Es muss jedoch eine Vereinbarung über die Zahlungsmodalität getroffen werden.

Mögliche Gründe für eine Psychotherapie für Kinder können sein:

  • Starke Ängste, Trennungsängste, Verlassenheitsängste
  • Traurigkeit, Rückzug
  • Mangelnde Frustrationstoleranz
  • Wut, die nicht kontrolliert werden kann
  • Kontaktschwierigkeiten (Einsamkeit, Konflikte)
  • Psychosomatische Reaktionen (einnässen/einkoten, Bauchschmerzen, Kopfschmerzen, Schlafstörungen, Hauterkrankungen …)
  • Schulverweigerung
  • Schul- und Leistungsschwierigkeiten
  • Ausgeprägtes Gefühl, nicht geliebt zu werden oder nicht willkommen zu sein
  • Suizidgedanken
  • Mobbing
  • Erleben von seelischer oder körperlicher Gewalt
  • Sexueller oder emotionaler Missbrauch
  • Traumatisierung

Mögliche Gründe für eine Psychotherapie für Jugendliche können sein:

  • Schulprobleme, Schul- und Leistungsverweigerung
  • Kontaktschwierigkeiten (Einsamkeit, Konflikte)
  • Störungen im Essverhalten
  • Schlafstörungen
  • Konzentrationsstörungen
  • Suchtverhalten
  • Isolation, Rückzug
  • Selbstschädigendes Verhalten (schneiden, ritzen, Kopf schlagen, kratzen, gegen harte Gegenstände boxen, Haare ausreißen …)
  • Störungen im Sozialverhalten (dissoziales, aggressives oder aufsässiges Verhalten)
  • Suizidgedanken
  • Mobbing
  • Erleben von seelischer oder körperlicher Gewalt oder
  • Sexueller oder emotionaler Missbrauch
  • Traumatisierung